Ich bin dann mal weg Teil 4: Der 17. Mai

Der 17. Mai ist in Norwegen ein Nationalfeiertag. Und anders als in Deutschland am 3. Oktober, in Österreich am 20. April oder in Frankreich an 365 Tagen im Jahr, wird dieser Feiertag ernst genommen. Während wir in Deutschland am 3. Oktober nicht viel machen und uns nur wundern, warum die Geschäfte zu sind, lässt der Norweger richtig die Sau raus.

Aber was wird überhaupt gefeiert?

Ursprünglich feiert man den 17. Mai 1814; der Tag an dem die norwegische Verfassung verabschiedet wurde.
Bis 1814 gehörte Norwegen noch zu Dänemark. Doch dann kam der dänische König Frederik VI. auf die vollkommen bekloppte Idee einen Krieg zu führen und diesen auch zu verlieren, was zur Folge hatte, dass er Norwegen an die Schweden abtreten musste. Dies wiederum fanden weder die Schweden, noch die Norweger besonders lustig, da sie bis dato gefühlt mehr Kriege gegen einander geführt haben, als Deutschland gegen Polen und Frankreich zusammen. Man entschied sich deswegen für eine andere Alternative, welche besagte, dass Norwegen unabhängig wird. Dies fand auch der dänische König sehr gut, da dieser insgeheim hoffte, später mit Norwegen eine Union zu gründen. Pustekuchen! Darauf hatten die Norweger auch keine Lust mehr.
So bastelten sich die Norweger bis zum 17. Mai eine eigene Verfassung, mit allem drum und dran und verabschiedeten diese.

Feiert man das heute auch noch?

Nö!

Beziehungsweise gewissermaßen. Offiziell feiert man natürlich immer noch die Verfassung. Inoffiziell freut man sich über den freien Tag und hat einen guten Grund dafür bereits am frühen Morgen im Kreise der Familie gemeinsam zu trinken.

 

Wie feiert man?

Das ist von Region zu Region unterschiedlich. Ein paar Gemeinsamkeiten gibt es dennoch. So trägt man überall die traditionelle norwegische Kleidung, beziehungsweise wenn man die nicht hat, zieht man sich fein an. Auch gibt es überall große Umzüge mit vielen Kindern aus den örtlichen Schulen, die Lieder singen müssen und so tun müssen, als würden sie ihr Land ganz toll finden. Hinterher bekommen sie meistens Eis, Würstchen oder Schläge, weil sie sich nicht benommen haben.
Auch werden an allen Birken norwegische Flaggen aufgehangen. (Warum nur an Birken, weiß ich nicht. Vermutlich, weil es das einzige ist, was hier blüht.) Natürlich tragen auch alle Norweger norwegische Fähnchen. Auch treten immer wieder Marching Bands auf und spielen mehr oder weniger gut Musik.

Militärumzüge gibt es heute nicht mehr. Das hat man ganz früher mal gemacht, aber schnell festgestellt, dass sich Alkohol und Panzer schlecht vertragen. Außerdem hat man dafür den 8. Mai.

 

Wie feiert man auf Hvaler?

Im Prinzip nicht groß anders, als im Rest Norwegens. Einziger kleiner Unterschied. Vor dem Umzug, steigt man auf ein kleines Boot und macht eine kleine Rundfahrt durch den Nationalpark. Das ganze ist Ausnahmsweise kostenlos und auf dem Boot spielt auch eine kleine Marching Band.

An hier wird es sonderbar.

Bis zu dem Punkt, wo die Marching Band die norwegische Nationalhymne gespielt hat, fühlte es sich noch einigermaßen normal an. Als sie dann aber anfingen etwas zu spielen, dass verdächtig nach Y.M.C.A klang, erlebte ich das skurrilste Erlebnis meines Lebens. Man stelle sich also vor, man steht auf einem Boot mit lauter älteren Leuten und die Marching Band spielt Y.M.C.A und die Leute klatschen mit.

Danach spielten sie noch einige weitere Songs, die aber nicht mehr wirklich zu erkennen waren.
Aber eine Frage blieb weiterhin. Wie betrunken muss man sein, um auf so eine Idee zu kommen?

Nach der Bootstour setzen sich die Bewohner Hvalers in Cafés am Hafen, essen und trinken, schauen sich den Umzug an, hören sich die Rede des Bürgermeisters an und gehen wieder nach hause.

 

Was sollte man AUF GAR KEINEN FALL am 17. Mai tun?

Ihn ignorieren oder nicht ernst nehmen.
Keine Fahne tragen.
Die dänische oder schwedische Fahne tragen.

Insbesondere bei letzterem holt der Norweger schnell mal seine kleine Reise-Guillotine heraus und erklärt dir in aller Ruhe, warum er das nicht gut findet.