Über das Studieren

Vor einigen Jahren, hatte ich gelegentlich an der FU Berlin zu tun und war einigermaßen schockiert über diese „Wesen“, die dort herum liefen. Menschen, die alle einigermaßen verpeilt waren, immer so aussahen, als wären sie soeben erst aufgestanden und sich alle so alternativ und zugleich erwachsen fühlten.

In der Zeit beschloss ich den Begriff „Student“ als Beleidigung zu benutzen und fühlte mich immer sehr gekränkt, wenn mich jemand fragte, „Bist du Student?“.

Seit einiger Zeit, gehöre ich jedoch zur selben Gattung, denn ich studiere auch. Allerdings an der TU Berlin.

Und eines stellt man recht schnell fest. Wir Naturwissenschaftler sind weniger verpeilt, als die Geisteswissenschaftler, allerdings sind auch wir noch weit vom Menschwerden entfernt.

Über einige Anekdoten aus dem Unileben, soll es in diesem Artikel gehen.

 

Ich sitze einigermaßen gelangweilt in der Vorlesung und starre auf mein Tablet. Ich hatte mir vor der Vorlesung, unter dem Vorwand besser mitarbeiten zu können, die Folien heruntergeladen. Natürlich stellte sich relativ schnell die eigene Facebook/Twitter-Timeline als wesentlich interessanter heraus. (Hier lernt man recht schnell den Unterschied zwischen Theorie und Praxis kennen)

Nun war es aber auch echt fies von den Administratoren des Uni-Netzwerkes, es so einzurichten, dass man sich jedes mal, nachdem das Tablet in den Standby geht, neu anmelden muss und somit quasi indirekt dazu gezwungen wird auf dem Gerät herum zu klicken. Dies wirkt sich auf die Aufmerksamkeit für die Vorlesung ein wenig kontraproduktiv aus.

Nach einiger Zeit lasse ich meine Blicke durch den Raum schweifen und fange an die anderen Studenten zu beobachten. Sie wirken ebenfalls gelangweilt. Eine Dame in der Reihe hinter mir, zeigt das demonstrativ, indem sie ihren Kopf auf den kleinen Tisch vor sich legen und im Schlafe leise vor sich hin schnarchen. Vielleicht träumt sie ja von etwas spannendem, wie Kunstrasen oder dem Organspendeausweis.

Einige Reihen vor mir, entdecke ich eine andere junge Dame, welche strickt. Was sie strickt kann ich nicht erkennen, aber wie es aussieht, weiß sie das wohl selber noch nicht so genau. Vermutlich allerdings ein Weihnachtsgeschenk. Da hat mal jemand verstanden, seine Zeit effizient zu nutzen.

In dem Moment wechselt mein Tablet in den Standbymodus. „So ein Mist!“, denke ich. Dabei wollte ich doch grade nachschlagen, was ein Majorantenkriterium ist.

Ich beschließe daraufhin mich nicht weiter dafür zu interessieren, sondern weiter meine Mitmenschen zu beobachten. Das ist schließlich wesentlich spannender.

Vor mir packt ein Student einige Orangen aus und fängt an sie zu schälen. Innerhalb von kürzester Zeit breitet sich im gesamten Hörsaal der Geruch von frisch geschälten Orangen aus. Dies scheint ihn wenig zu stören. Stattdessen bietet er seinem Sitznachbarn eine Orange an und beide fangen an genüßlich ihre Orangen zu essen. Immerhin haben sie den real gelebten Kommunismus für sich entdeckt.

Zehn Minuten vor Vorlesungsende entsteht eine gewisse Unruhe im Hörsaal. Die Ersten fangen an ihre Sachen zusammenzupacken. Selbst die Dame hinter mir ist aufgewacht und fängt an laut auf ihrem Smartphone herum zu klicken. Offenbar muss irgendetwas unglaublich wichtiges in den letzten 45 Minuten passiert sein. Auch die strickende Dame einige Reihen weiter vorne packt ihre Mischung aus Pullover und Schal ein, nachdem sie ihn enttäuscht begutachtet hat.

Kurze Zeit später ist die Vorlesung zu ende und alle verlassen den Hörsaal geschwind. Ausgeschlafen sind sie ja jetzt.

 

Mal sehen was mich beim nächsten Mal erwartet…