Ich bin dann mal weg Teil 2: Der Norweger

Der Norweger oder auch Wikinger genannt ist ein scheues Wesen, welches häufig im hohen Norden aufzufinden ist. Besonders auffällig ist die Größe dieser Art. So sind die Männchen alle über 2 Meter groß und kräftig gebaut. Auch die Weibchen sind selten unter 1,70 Meter groß. Ihre Besonderheit ist allerdings ihre Schönheit, mit der sie die Männchen schön von weitem anlocken können. Wenn der Norweger nicht gerade in Schweden auf der Jagt nach Beute ist, ist er damit beschäftigt Death Metal zu hören und starken Alkohol zu konsumieren. Nur so überlebt er den starken und dunklen Winter.
Zwar legt der Norweger sich ein dickes Fettpolster an, jedoch hält er über den Winter keinen Winterschlaf. Dies ist darauf zurückzuführen, dass der Norweger im Winter viel zu sehr damit beschäftigt ist, seine Küstengebiete zu überfischen und seine Population aufrecht zu halten. So gebären die norwegischen Weibchen pro Jahr rund 60.000 Nachkommen, was 12% der Gesamtpopulation ausmacht, dennoch muss er immer wieder, insbesondere durch die harten Bedingungen auf der Suche nach Beute, herbe Verluste einnehmen. So vergrößert sich die Population nur sehr langsam. Dies hat zur Folge, dass weite Teile seines Reviers gänzlich unbewohnt sind und dem Eindringen potenzieller Angreifer schutzlos ausgeliefert sind. Dies ist allerdings kein großes Problem, da diese Gebiete so lebensfern sind, dass nicht einmal der Schwede oder der Russe in diese Gebiete eindringen möchte. Erfahrende Wildtierforscher stoßen in diesen Gebieten allerdings gelegentlich auf eine andere Art und zwar den Elch, welcher sich an diese Umgebung nahezu optimal angepasst hat.

Das Weibchen setzt bereits in einem sehr frühem Stadium beim Großziehen der Nachkommen die Muttermilch ab und ernährt ihre Brut stattdessen mit dem norwegischen Nationalgetränk Aquavit. Nur so vertragen die Nachkommen das karge Nahrungsangebot. Die männlichen Nachkommen heißen alle Björn und die weiblichen alle Astrid. So einfach wie das Nahrungsangebot, ist auch die Kommunikation. Dazu hat sich der Norweger einige Wörter aus dem Englischen und Deutschen geklaut und um ein paar Grunzlaute erweitert. Dies ermöglicht ihm noch eine optimale Artikulation im betrunkenen Zustand.

Des weiteren hat der Wikinger eine besonders raffinierte Möglichkeit der Nahrungsmittelbeschaffung entwickelt. Immer wieder werden einige Tier der Population ausgewählt und in Richtung Süden geschickt. Sie fungieren als Köder und sind insbesondere in dem wesentlich weiter entwickeltem Mitteleuropa anzutreffen. Dort locken sie unter falschen Schönwetter- und Landschaftsversprechen unbedarfte Touristen an. Beißen diese an und machen tatsächlich Urlaub in Norwegen, werden sie vom restlichen Teil der Population mit völlig überteuerten Benzin- und Lebensmittelpreisen ausgenommen. Allerdings muss der Norweger dabei immer wieder herbe Niederschläge einstecken, da es immer wieder vorkommt, dass ihre Köder die wesentlich angenehmeren klimatischen Bedingungen in Süd- und Mitteleuropa bevorzugen und in diesen Gebieten bleiben. Für viele ist der dauerhaft dunkle Winter mit Durchschnittstemperaturen um -20°C und meterweise Schnee und der Nasskalte Sommer in es dauerhaft Hell ist und man von Mücken zerfressen wird, nicht das richtige.

So, genug Zoologie und norwegische Stereotypen für heute, beschäftigen wir uns lieber mit der Frage, wie der Norweger wirklich ist und wie viel Wahrheitsgehalt diese Stereotypen wirklich haben.

In der Tat ist der Norweger ziemlich groß. Als durchschnittlich ausgewachsener Mitteleuropäer, fühlt man sich zwischen Norwegern winzig. Auch, dass die Frauen alle optisch ansprechend sind, stimmt. Selbst die Männer sind im Vergleich zum durchschnittlichen Deutschen nicht wirklich hässlich.

Auch fährt der Norweger häufig nach Schweden oder Deutschland, um seine Alkohol- und Fleischvorräte aufzufüllen. Dies ist auch verständlich, da die Preise für Lebensmittel in Schweden wesentlich niedriger sind. Das Angebot in der Supermärkten ist tatsächlich traurig und teuer. Zwar ist das Angebot bei Fisch, Wurst und Käse nicht schlecht, jedoch gibt es nur wenig Gemüse und meine Suche nach ordentlichem Brot und Brötchen war bisher erfolglos.

Dieser kleine Einkauf, welche fast das gesamte Gemüsesortiement des Supermarktes umfasste, kostete umgerechnet 18 €-
Dieser kleine Einkauf, welcher fast das gesamte Gemüsesortiement des Supermarktes umfasste, kostete umgerechnet 18 €.

Dennoch muss ich zugeben, dass ich in den vier Wochen, die ich hier bin eigentlich nur hervorragend gegessen habe, was vielleicht auch daran liegt, dass ich bei Menschen wohne, die gerne und gut kochen.

Der berühmte norwegische Ziegenkäse.
Der berühmte norwegische Ziegenkäse.

Außerdem gibt es hier in Norwegen einen der besten Käse, die ich jemals gegessen habe. Und zwar den Gudbrandsdalost. Ein karamellfarbener Ziegenkäse, welcher durchaus nach Ziege schmeckt, jedoch relativ süß ist, was darauf zurückzuführen ist, dass der Zucker in der Milch beim herstellen karamellisiert.

Was den Musikgeschmack des Norwegers angeht, weiß ich nicht besonders viel. Was ich bisher im Radio gehört habe, klang ziemlich ähnlich zu dem, was auch sonst so in Deutschland hört.

Ebenfalls stimmt es, dass der Norweger gerne und viel Alkohol trinkt. Zwar nicht ständig Aquavit, aber Wein und Bier werden hier häufig konsumiert. Das spannende daran ist, dass man erst mit 21 Jahren Alkohol kaufen kann. Diesen gibt es auch nur im Vinmonopolet. Nur in diesen staatlichen Geschäften kann man Wein und stärkeren Alkohol kaufen. Bier gibt es auch im Supermarkt. Alkohol wird in Skandinavien stark besteuert, was ich auch für sinnvoll halte, dennoch haben diese Geschäfte einen kleinen preislichen Vorteil. Durch die großen Mengen Wein, die gekauft werden, bekommen die Geschäfte einen Mengenrabatt, wodurch insbesondere hochwertiger Wein verhältnismäßig preiswert ist.

Das Militär ist für den Norweger ein interessanter Arbeitgeber. Neben der für alle Norweger/Innen bestehenden Wehrpflicht, arbeiten auch später noch viele für das Militär, da man gut ausgebildet wird und ordentlich verdient.

Auch stimmt es nicht, dass der Norweger scheu ist. Im Gegenteil ist er sehr aufgeschlossen und lustig. Wenn er in einer großen Gruppe von Freunden unterwegs ist und jemanden nicht kennt, baut er zu der Person schnell Kontakt auf. Dabei schaut der Norweger sich in Gesprächen immer in die Augen, was wie ich finde ziemlich anstrengend ist.

Zwar heißen hier nicht alle Björn, auch wenn ich das lustig fände, aber nordische Namen sind hier durchaus stark vertreten. Einen Francesco wird man hier ebensowenig finden, wie einen Herrrrmann in Italien.

Dass Norwegen teuer ist, stimmt auch nicht ganz. Zwar sind die Steuern hier hoch und Lebensmittel sind teuer, aber sind Strom und Wasser nicht teuer. Für die KWH Strom zählt man in Norwegen umgerechnet ca. 16 Cent. Der Strom kommt zu 98% aus lokalen Wasserkraftwerken. Dazu etablieren sich hier langsam Windkraftwerke. So hat Norwegen auch eine der höchsten Energieverbräuche weltweit, weil hier mit Strom auch geheizt und zu einem nicht geringen Teil auch Auto gefahren wird. Die Infrastruktur ist dafür sehr gut ausgebaut. Auch muss man bedenken, dass der Norweger im Schnitt mehr verdient.

Das Wetter ist auch nicht so schlecht, wie es immer heißt. Zumindest hier in Südnorwegen. Zwar ist es immer ein paar Grad kälter, als in Deutschland, dafür gibt es aber relativ viel Sonnenschein und verhältnismäßig wenig Regen.

Also, nicht alle Vorurteile über Norwegen stimmen. Auch wenn ich einige echt lustig finde. Insbesondere das mit dem Death Metal. Es ist auch durchaus verständlich, warum Norwegen eines der Länder mit der höchsten Bevölkerungszufriedenheit der Welt ist.