Ich bin dann mal weg Teil 1: Der Skjærgårdstjensten

Falls ihr es noch nicht mitbekommen haben sollte, ich befinde mich momentan in Norwegen. Ich bin aus Deutschland geflüchtet. Vor den deutschen Ordnungshütern weggerannt. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion raus ins norwegische Exil.

Also gut, jetzt vielleicht nicht genau geflüchtet und auch nicht vor den deutschen Ordnungshütern weggerannt. Und auch nicht wirklich ins Exil. Viel eher lange vorher geplant, mit großer Ansage und immer wieder verschoben. Aber immerhin war es bei der Abreise Nacht und sogar ein wenig neblig. Und ich habe auch vor, für einen längeren Zeitraum hier in Norwegen zu bleiben. Jedenfalls werde ich hier unter dem Titel „Ich bin dann mal weg“ von meinen mehr oder weniger spannenden Erlebnissen berichten.

 

Der Skjærgårdstjensten

In meinem ersten nennenswertem Erlebnis, geht es um den Skjærgårdstjensten. Ein Bereich der lokalen Verwaltung, der sich hier um die lokalen Inseln und Küsten kümmert, welche größtenteils Naturschutzgebiete sind. Auf Deutsch übersetzt der Schärengartendienst. Laut Wikipedia, handelt es sich bei den Schären, um Fels- und Inselformationen im Meer, welche vom Eis in der Eiszeit geformt und abgeschliffen wurden. (Ja, ich musste es auch nachschlagen.) Zu den Aufgaben, gehört zum Beispiel das Anliefern von Materialen zu den Bewohnern kleiner Inseln, das Pflegen der Naturschutzgebiete und das Warten der Schiffsanlegestellen. Ich durfte nun für drei Tage bei diesem Dienst assistieren.

Es ist kein einfacher Job, denn er beginnt um 7 Uhr morgens, egal zu welcher Jahreszeit. Also ungefähr 7 Stunden, bevor mein Körper der Meinung ist, dass es an der Zeit ist aufzustehen und zu funktionieren.

Leider bietet nicht jeder Morgen so einen schönen Sonnenaufgang
Leider bietet nicht jeder Morgen so einen schönen Sonnenaufgang

Der Tag beginnt mit dem gemeinsamen Kaffeetrinken und einem Schlachtplan für den Tag machen.

Gegen 7.30 Uhr geht es dann Richtung Boot, letzte Materialien und Werkzeuge einladen und dann losfahren.

Tag 1 begann mit dem Abladen von Holzbrettern auf einer kleinen Insel und dem Abholen von gefällten Bäumen auf einer anderen Insel.

Ein wirklich großes Thema in der kälteren Zeit des Jahres ist das Reinigen der Inseln. Aufgrund der Vermüllung der Meere, kommt auf den Inseln unfassbar viel Treibgut an. Dazu gehört Plastik (also Flaschen, Tüten, Eimer, usw.), Styropor, Holzpaletten, Bojen, aber auch so absurdere Gegenstände, wie Autoreifen und Meeresforschungsgeräte. Im April kommen die Zugvögel zurück auf die Inseln und bis dahin müssen die Inseln wieder sauber sein, weil sonst die Vögel den Müll fressen. Außerdem zersetzt sich insbesondere der Plastikmüll durch die Sonneneinstrahlung und gelangt wieder zurück ins Meer und wird dort von Meerestieren aufgenommen. Wer sich weiter mit diesem Thema beschäftigen möchte, empfehle ich die Folge vom Resonator zum Thema Müll im Meer und eine Studie zum Thema Mikroplastik im Dorschgehirn.

Deswegen haben wir uns den restlichen ersten Tag und den zweiten Tag mit dem Reinigen verschiedener Inseln beschäftigt.

Das ist das Ergebnis von 500 Metern Küste
Das ist das Ergebnis von 500 Metern Küste

Ich bin weit davon entfernt, zu sagen, dass ich ein Umweltschützer bin. Dafür fahre ich viel zu gerne Autos, die etwas mehr Leistung haben. Auch für Mülltrennung bin ich zu Faul. Ich lebe viel eher nach der Devise, alles von A-Z in eine Tonne. Dennoch ist erschreckend, wie viel Müll wir Menschen ins Meer werfen und wo dieser Überall herkommt.

Müll kommt von überall. Auch aus Berlin Tiergarten
Müll kommt von überall. Auch aus Berlin Tiergarten

Außerdem demontierten wir noch schnell einen verrotteten Bootsanlegeplatz.

Am dritten Tag befassten wir uns dann wieder mit einem etwas schönerem Thema. Damit die Natur auf diesen Inseln nicht über die Jahre eingeht, müssen immer wieder abgestorbene Bäume und Pflanzen gefällt und anschließend verbrannt werden. Dabei werden große Lagerfeuer angezündet und riesige Mengen Holz verbrannt. Dabei entsteht dieser angenehme Geruch von Weihnachten mit einer Mischung aus verbranntem Weihnachtsbraten, Weihnachtsbaum und toter Oma. Hinterher sieht man aus wie Sau, riecht wie frisch aus der Räucherkammer und ist mal reichlich im A****!

Dicke Rauchschwaden ziehen über die Insel
Dicke Rauchschwaden ziehen über die Insel

Es ist ein durchaus spannender Beruf, auch wenn er definitiv nichts für mich ist, da er jeden Morgen um 7 Uhr beginnt, man egal bei welchem Wind und Wetter mit dem Boot unterwegs ist und man sehr viel Kraft braucht.

Eine Werkstatt. Nur echt mit einer nackten Frau an der Wand
Eine Werkstatt. Nur echt mit einer nackten Frau an der Wand